Erkennen & Überwinden
Zukunftsangst: Was wäre, wenn..?
Angst ist evolutionsgeschichtlich eine ungemein wichtige Empfindung. Sie warnt uns beispielsweise vor möglichen Gefahren. Was aber, wenn die Angst dich lähmt und von einem zufriedenen Leben abhält?
Das passiert häufig, wenn du unter Zukunftsangst leidest. Dabei haben Betroffene eine diffuse Angst vor der Zukunft, ohne einen plausiblen Grund dafür benennen zu können. Wie eine Zukunftsangst entstehen kann, wie sie sich bemerkbar macht und wie du aus ihr herausfindest, erfährst du in diesem Artikel.
Inhalt des Artikels:
Zukunftsangst: Definition
Zukunftsangst ist die Angst vor Entwicklungen oder Gegebenheiten, die in der Zukunft eintreten können. Die Bilder der Zukunft, die du in deinem Kopf konstruierst, haben meist nur wenig mit dem Hier und Jetzt zu tun. Vielmehr prägen dich negative Erfahrungen, die du in der Vergangenheit gemacht hast. Warum aber gerade die Gegenwart so entscheidend ist, kannst du in unserer Rezension zu Eckhard Tolles Buch “Jetzt” nachlesen.
Ein abgebrochenes Studium oder eine nicht erwiderte Liebe kann bei Menschen mit Zukunftsangst das Gefühl auslösen, sie würden auch in Zukunft nicht mehr erfolgreich sein oder keine Beziehung mehr führen. Diese negativen Glaubenssätze manifestieren sich, sodass die Zukunftsangst immer begründeter erscheint. Dabei verdrängen Betroffene den Gedanken, dass sich Rückschläge oder vermeintliche Niederlagen auch positiv auf ihren Werdegang auswirken können.
Die Zukunftsangst könnte sich hinter anderen Ängsten verbergen oder diese verursachen:
- Angst vor Ungewissheit
- Versagensangst
- Angst vor dem Worst-Case-Szenario
- Angst vor Veränderung
- Angst davor, Entscheidungen zu treffen
- Angst vor Ablehnung
- Angst davor, die Komfortzone zu verlassen
- Prüfungsangst
Leidest du unter Zukunftsangst?
Es ist durchaus normal, eine Entscheidung anzuzweifeln oder auch mal ängstlich in die Zukunft zu blicken, wenn es im jeweiligen Moment nicht so gut läuft. Wichtig ist, darauf zu achten, dass Gedanken dieser Art nicht zu Glaubenssätzen werden. Prüfe, ob du dich in den folgenden Anzeichen der Zukunftsangst wiederfindest, um diese als solche wahrzunehmen und gegen sie vorgehen zu können.
Anzeichen einer Zukunftsangst:
- Du lebst gedanklich in der Zukunft und kannst die Gegenwart nicht genießen.
- Du traust dir nicht zu, künftige Probleme bewältigen zu können.
- Du gehst grundsätzlich vom Schlimmsten aus.
- Du verspürst ein beklemmendes Gefühl, wenn du an die Zukunft denkst.
- Du fühlst dich hilflos.
- Du zweifelst alle Entscheidungen, die du triffst, an.
- Du leidest an plötzlichen Panikattacken oder Herzbeschwerden.
- Du malst dir häufig dunkle Zukunftsszenarien aus.
- Du sprichst mit anderen ungern über die Zukunft.
- Du kannst nicht entspannen, weil dir ständig Sorgen im Kopf herumschwirren.
Die Ursache oder Symptomatik aller genannten Anzeichen kann auch in anderen Lebenskrisen oder Problemen stecken. Sprich mit Freunden oder einem Therapeuten darüber, sobald du das Gefühl hast, mit der Belastung nicht zurecht zu kommen.
Gibt es bestimmte Auslöser für Zukunftsangst?
Einen konkreten Auslöser für die Zukunftsangst gibt es nicht. Vielmehr entsteht das Angstgefühl aus einer Zusammensetzung verschiedener Aspekte.
Schlechte Erfahrungen beeinflussen unsere Gedanken an die Zukunft
Meist entwickelt sich Zukunftsangst aus einer Ansammlung schlechter Erfahrungen und unserer Reaktionen darauf. Unser Gehirn merkt sich diese und verfällt bei ähnlichen Situationen in dieselben Gedankenmuster.
Hat ein negatives Ereignis in dir übermäßig viel Stress oder Angst erzeugt, wirst du an die damals empfundenen Gefühle zurückdenken, sobald eine Situation oder Entscheidung bevorsteht, die der vergangenen ähnelt.
Ob dieses Ereignis tatsächlich eintreffen wird oder ob du diese eine Entscheidung auch wirklich treffen musst, spielt bei der Zukunftsangst eine untergeordnete Rolle. Der Gedanke daran reicht meist aus, um Furcht auszulösen.
Geringe Selbstwirksamkeit verstärkt die Zukunftsangst
Selbstwirksamkeit ist der eigene Glaube daran, bevorstehende Probleme und Herausforderungen meistern zu können. Bei einigen Menschen ist die Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) hoch und bei anderen, die meist wenig Selbstvertrauen besitzen, niedrig. Sowohl die Selbstwirksamkeit als auch das Vertrauen in sich selbst sind ausschlaggebend dafür, wie wir in die Zukunft blicken. Trauen wir uns selbst nur wenig zu, schürt diese Einstellung die Zukunftsangst.
Zweifel an eigenen Entscheidungen schüren die Angst vor Bevorstehendem
Entscheidungen, die unser Leben verändern, können beängstigend sein, weil wir ihre Auswirkungen am eigenen Leib zu spüren bekommen. Das kann wundervoll sein, weil wir auf diese Weise unser Leben aktiv gestalten können. Andererseits können bevorstehende Entscheidungen die Zukunftsangst noch größer werden lassen, wenn uns das Vertrauen in uns und unser Bauchgefühl fehlt.
Verschiedene Arten der Zukunftsangst
Die Facetten der Zukunftsangst sind vielseitig. Einige von uns fürchten Naturkatastrophen, ansteckende Krankheiten oder Ressourcenknappheit, andere beschränken ihre Befürchtungen auf Ereignisse, die ihnen persönlich näher stehen.
Angst vor der beruflichen Zukunft
Jeden von uns kann eine Arbeitslosigkeit aufgrund verschiedenster Gründe treffen. Der positive Umgang damit ist nicht leicht, allerdings die einzige Möglichkeit, um nicht daran zu verzweifeln. Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich bekanntlich eine andere.
Fertig mit der Schule und jetzt?
Viele Jugendliche überkommen nach ihrem Abschluss Gefühle wie Unsicherheit, Überforderung und Zukunftsangst. Kein Wunder, denn noch nie war die Berufsauswahl so vielfältig wie heute. Entscheidend ist, sich nicht von der Flut an Möglichkeiten unterkriegen zu lassen und eine Strategie zu entwickeln, seine Gedanken und Wünsche strukturiert umzusetzen. Ein gutes Selbstmanagement kann helfen, die Zukunftsangst zu reduzieren.
Angst davor in Zukunft alleine zu sein
Besonders bei älteren Menschen oder bei Personen, die unter einer sozialen Phobie leiden, kann die Befürchtung, in Zukunft alleine zu sein, sehr ausgeprägt sein. Gerade dann, wenn die Einsamkeit schon im Hier und Jetzt spürbar ist. Manchmal hilft es bereits, seine Gewohnheiten zu ändern und mutiger durchs Leben zu gehen, um Menschen kennenzulernen, die dich auf deinem weiteren Lebensweg begleiten können. Charisma und die passende Körpersprache helfen dabei, Freunde zu gewinnen.
Im Falle einer psychischen Erkrankung solltest du eine Psychotherapie in Erwägung ziehen, während der du lernen kannst, mit Ängsten umzugehen.
Angst vor künftigen Veränderungen
Leben bedeutet äußere und innere Veränderungen. Ob diese unsere Lebensqualität steigern oder verringern werden, können wir nicht vorhersehen. Unsere Angst vor künftigen Veränderungen kann höchstens bewirken, dass wir auch schöne Änderungen aus Furcht nicht zulassen. Die Stagnation, die daraus entsteht, schürt nicht nur noch mehr Unzufriedenheit, sondern auch die Zukunftsangst. Es ist an der Zeit, die eigene Komfortzone zu verlassen und Selbstzweifel zu überwinden!
Mögliche Folgen einer Zukunftsangst
Die Angst vor der Zukunft kommt selten allein. Stattdessen mindert sie zusätzlich positive Empfindungen wie Zufriedenheit, Dankbarkeit und Lebensfreude.
Unbehandelt kann eine Zukunftsangst die Ursache für weitere Angststörungen oder Erkrankungen wie Depressionen sein. Daher ist der Austausch darüber enorm wichtig.
Teile deine Sorgen mit Freunden oder einem Therapeuten und nimm so der Furcht den Wind aus den Segeln.
Zehn Tipps, die dir helfen, besser mit der Zukunftsangst umzugehen
Aus den Gedanken herauszufinden, die sich immer wieder um die Angst vor der Zukunft drehen, ist nicht einfach. Die folgenden zehn Tipps können helfen, diese zu mindern oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen.
1. Macht der Anziehung
Alles woran wir häufig denken, ziehen wir unbewusst an. Unsere Gedanken beeinflussen unsere Handlungen und mit diesen kreieren wir unser Leben. Versuche, dir ein positives Mindset anzutrainieren und beobachte, wie sich damit dein Blick auf die Zukunft verändert.
2. Selbstbewusstsein verbessern
Desto größer das Bewusstsein und Vertrauen in dich selbst ist, desto geringer wird deine Angst, mit Problemen in der Zukunft nicht umgehen zu können. Indem du deine Resilienz stärkst, bildest du dir auch ein Fundament, um mit Herausforderungen besser klarzukommen.
3. Erfolge bemerken
Wenn du ehrlich zu dir selbst bist, dann hast du in deinem Leben schon viele Hürden bewältigt und Erfolge gefeiert. Vergleiche dich hierbei nicht mit anderen, sondern reflektiere losgelöst davon, was du erreicht hast. Es kann ein gemeisterter Alltag sein, eine bestandene Klausur oder der eine Kilometer beim Joggen, den du neuerdings zusätzlich läufst.
4. Gespräche mit den Liebsten
Lerne, offen über deine Zukunftsangst zu sprechen. Du wirst merken, dass du mit vielen Gedanken nicht alleine bist. Andere Blickwinkel und die Kraft, die du aus solchen Gesprächen schöpfst, können helfen, besser mit Ängsten (aller Art) umzugehen.
5. Zukunftsangst in Relation setzen
Sobald wir uns in einer Gedankenspirale befinden, neigen wir dazu, Dinge aufzubauschen. Meistens ist alles halb so dramatisch, angsteinflößend oder endgültig, wie wir denken – auch die Zukunft nicht.
6. Im Hier und Jetzt leben
Yoga oder Meditation sind wunderbare Möglichkeiten, deine Gedanken auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. Bei regelmäßiger Praxis wirst du feststellen, dass deine Gedanken viel seltener Richtung Zukunft abschweifen. Achtsamkeit lässt sich zudem bequem im Alltag üben, indem du Achtsamkeitsübungen immer dann durchführtst, wenn es für dich passt.
7. Gedankenspirale stoppen
Solltest du merken, wie sich deine Gedanken wieder allmählich in der Gedankenspirale verfangen, lenke dich mit Aktivitäten ab, die deine vollste Konzentration verlangen. Treibe Sport, lies oder erledige To Dos. Auf diese Weise kommst du in dem Moment von der Zukunftsangst los.
8. Aktiv werden
Du musst handeln, um das Gefühl zu verspüren, dass du dein Leben in der Hand hast und den Ereignissen, die künftig folgen, nicht aufgeliefert bist. Unternimm kleine Schritte zu deinem großen Ziel und du wirst feststellen, dass du alles in die Richtung lenken kannst, in die du gehen möchtest. Halte deine privaten und beruflichen Ziele in einem Vision Board fest, um sie immer vor Augen zu haben.
9. Negativ Schlagzeilen
Die Medien sind voll von Negativschlagzeilen, die schnell den Eindruck erwecken können, die Zukunft halte nichts Schönes für uns bereit. Dem ist allerdings nicht so. Wenn du feststellst, dass du dich nach negativen Nachrichten ausgelaugt und ängstlich fühlst, konsumiere sie bewusster und vielleicht auch seltener. Nicht alles ist schlecht und nicht alles betrifft deine Zukunft.
10. Hilfe suchen
Eine unbehandelte Zukunftsangst kann schwere Folgen haben. Solltest du selbst nicht aus ihr herausfinden, solltest du dir professionelle Hilfe suchen, um Folgen zu vermeiden und bald ein Leben zu führen, das frei von Ängsten ist.
Schreibübung als Hilfe bei Zukunftsangst
Beantworte folgende Fragen schriftlich und nimm dir deine Antworten bei einer aufkommenden Angstphase als Stütze zur Hand:
1. Was hast du bereits erreicht?
Denke an kleine Dinge, wie den gemeisterten Alltag oder große Dinge, wie den erfolgreichen Schulabschluss, eine Beförderung, die Verwirklichung eines Traums… Füge weitere Erfolge hinzu, wenn dir später noch welche einfallen.
2. Was bereitet dir Zukunftsangst?
Male dir dieses Ereignis, diese Gegebenheit oder dieses Problem aus. Notiere dir daneben, wie du vorgehen würdest, wenn der befürchtete Fall tatsächlich eintreffen würde. Kreiere deine persönlichen Lösungsansätze.
3. Welchen Rat würdest du geben?
Nimm mal an, eine dir nahestehende Person leidet unter Zukunftsangst. Was würdest du ihr raten? Was glaubst du, könntest du tun, damit sie sich besser fühlt? Dann überlege, wenn du diese Person bist, ob es dir auch helfen würde.
4. Welche vergangenen Situationen oder Probleme, die du gelöst hast, kommen dir in den Sinn?
Schreibe sie und die dazugehörige Problemlösung auf.
5. Wovor hast du konkret Angst?
Notiere das und nimm dir diese Notiz einige Zeit später zur Hand und überprüfe, ob sich deine Ängste bewahrheitet haben.
6. Wie würdest du mit konkreten Problemen umgehen, wenn du uneingeschränkt mutig wärst?
Angenommen, du bist Superman oder Superwoman und du könntest nicht scheitern. Was würdest du dann aktiv gegen deine Ängste tun?
7. Was ist das jeweilige Worst-Case-Szenario deiner Probleme?
Male es dir in allen Farben aus. Dann überlege noch mal kritisch, ob es das wahrscheinlichste Szenario wäre. Oder gibt es noch solche, die nicht so dramatisch wären? Notiere dir auch diese und überlege, welche davon realistischer sind.
8. In welchen Situationen ist es ganz anders gekommen, als du erwartet hast?
Wenn dich vor allem die Ungewissheit stört und nervös macht, dann notiere dir die Situationen, in denen das Leben dir etwas anderes geschenkt hat, als das, was du erwartet hast. Überlege: Bei welchen Gelegenheiten warst du darüber sogar froh?
9. Welche positiven Erfahrungen konntest du bereits machen, weil etwas anderes nicht funktioniert hat?
Mal ehrlich, es ist ja nicht immer schlecht, wenn ein Plan nicht funktioniert. Wann und bei welchen Gelegenheiten hat in deinem Leben etwas nicht funktioniert und sich im Nachgang als genau richtig herausgestellt? Zum Beispiel die Ablehnung zu einem Job und im Anschluss hast du deine wirkliche Traumstelle gefunden? Notiere dir diese Situationen. Sie stärken dein Bewusstsein darüber, dass ungeplant oder “gescheitert” nicht immer schlecht sein muss.
10. Was ist nötig, damit deine Zukunftsangst weniger wird?
Es kann eine neue Arbeitsstelle sein oder ein klärendes Gespräch mit einer Person. Vielleicht kannst du dir nach Beantwortung der Frage bereits einen persönlichen Wegweiser kreieren, der dich aus deiner Zukunftsangst führt.
Du hast Fragen oder Anregungen? Schreib mir:
info@powerful-me.de
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