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Emotionen und Gefühle

Interview mit Dr. med. Julia Fischer

Was steckt hinter deinen Emotionen? Wie beeinflussen Emotionen dein Handeln und deine Wahrnehmung? Julia Fischer klärt dich über die wichtigsten und interessantesten Zusammenhänge auf.

Sie bestimmen unser Verhalten und oft auch, wie unser Tag verläuft: Emotionen. Von guten Gefühlen können wir nicht genug bekommen, schlechte möchten wir am liebsten abstellen. Aber welche Funktion haben unsere Emotionen? Und wie kannst du dich selbst und deine Emotionen besser verstehen? Darüber hat Dr. med. Julia Fischer mit uns im Interview gesprochen.

Julia Fischer im Interview

Fragen an die Expertin

Dr. med. Julia Fischer im Interview

Julia Fischer ist Ärztin, Journalistin, Autorin und Moderatorin. In ihrem Buch “Die Medizin der Gefühle. Was wirklich hinter unseren Gefühlen steckt” (2020, Droemer Knaur, 9783426214794)  gibt sie einen tiefen Einblick in die Wechselwirkung von Emotionen und unseren Handlungen.

Im powerful:me-Interview gibt sie dir Tipps, wie du mit deinen Emotionen umgehen und sie steuern kannst.

Julia, wie kam dir die Idee zu einem Buch über Gefühle und Emotionen?

J.F.: Ich war schon immer unglaublich fasziniert von den vielen Wundern, die unser Körper ununterbrochen vollbringt. Was für kleine Kraftwerke unsere Zellen sind, wie sie alle im Verbund miteinander arbeiten, organisiert in verschiedenen Organen mit unterschiedlichen Aufgaben, perfekt aufeinander abgestimmt.

Mit dem Ergebnis, dass wir atmen, denken, fühlen, erinnern, uns bewegen und sprechen – kurz: leben.

Seit einigen Jahren erkläre ich in einer Kolumne auf radioeins und auf meinem Instagramkanal, wie unser Körper funktioniert und was Gesundheit und Krankheit sind. Irgendwann ging es häufiger um menschliches Verhalten. Warum schämen wir uns? Was ist Glück? Ich begann mehr über Gefühle zu lesen und konnte gar nicht mehr aufhören. Denn Gefühle sind immer da, wir fühlen nie nichts. Und sie alle haben eine Funktion.

Gefühle sind ein schlauer Trick der Natur, um uns zu dem anzutreiben, was gut für uns ist und vor dem zu schützen, was schlecht für uns ist. (J.F.)

J.F.: Lust, Freude und Glück helfen uns dabei, auf das hinzuarbeiten, was gut für unsere persönliche Weiterentwicklung, ist. Wie Essen, Trinken, Sex oder jede Art von Herausforderungen. Und Angst, Wut und Trauer schützen uns vor Gefahren, lassen uns aus Fehlern lernen und unglaubliche Kräfte mobilisieren, um unsere Ziele zu erreichen.

Das heißt, kein Gefühl ist schlecht, nur unser Umgang mit ihnen kann uns schaden.

Wer weiß, wie und warum Gefühle entstehen, versteht mehr darüber, warum wir (und unsere Mitmenschen!) uns so verhalten, wie wir es tun. Ganz aktuell zum Beispiel, warum uns Corona so eine Angst macht, warum wir Hamsterkäufe tätigen und warum viele Verschwörungstheorien auf den Leim gehen.

Gefühle verstehen und richtig handeln

J.F.: Wenn wir mehr über Gefühle wissen, sie verstehen, führt das zu einem bewussteren Umgang, der zu einem intensiveren, schöneren (Er-)Leben führen kann. Außerdem sind Gefühle unglaublich eng mit Gesundheit und Krankheit verknüpft, psychisch wie körperlich. Etwas Spannenderes kann ich mir nicht vorstellen. Während ich darüber las, wurde mir klar: Ein Buch muss her! Tatsächlich könnte ich problemlos ein zweites füllen …

powerful:me: Ein wichtiger Aspekt, auf den du eingehst, ist die Tatsache, dass wir über unsere Emotionen aktiv unser Denken und Handeln und damit letztendlich unser Gehirn beeinflussen können. Das nützt in vielen Bereichen, zum Beispiel, um sich gegen stressige Phasen zu wappnen. Dabei erläuterst du in deinem Buch (“Die Medizin der Gefühle”) schön, dass es verschiedene Sorten von Stress gibt und nicht jede Form von Stress automatisch gesundheitsschädlich ist …

Wenn wir doch mal gestresst sind: Welche Rolle spielen Resilienz und Achtsamkeit?

J.F.: Stress ist eine Alarmreaktion unseres Körpers – und eigentlich eine gute. Unser Gehirn schaltet nämlich immer dann in den Stressmodus, wenn wir plötzlich mehr leisten müssen, und sorgt dafür, dass unser Körper ausreichend Energie bereitstellt. Also zum Beispiel, wenn eine Gefahr lauert und wir plötzlich schnell rennen müssen. Oder wenn wir kognitiv mehr leisten müssen, wenn eine Deadline bei der Arbeit naht, wir für eine Prüfung lernen oder einen Vortrag halten müssen.

In all diesen Situationen sorgen Stresshormone dafür, dass wir hellwach sind, blitzschnell reagieren und bei Bedarf all unsere Kräfte mobilisieren können.

stress mobilisiert kraefte

Stress kann auch richtig Spaß machen und motivieren – dann spricht man vom Eustress. (J.F.)

J.F.: Der Stress bleibt aber nur gut, wenn ihm eine Erholungspause folgt, in der die Stresshormone abgebaut werden können. Wenn wir dafür keine Zeit haben, unser Leben stattdessen nonstop von Leistungsdruck und noch schlimmer: Überforderung geprägt ist, dann wird Stress negativ und ungesund. Das ist Distress. Der erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht, unterdrückt das Immunsystem und begünstigt psychische Erkrankungen wie Depressionen und Süchte.

Jetzt gibt es einige Menschen, die halten Dauerstress sehr gut aus, und andere zerbrechen sofort daran. Der entscheidende Faktor dabei ist Resilienz.

Resilienz ist die psychische Widerstandskraft eines Menschen. Es ist die Fähigkeit, mit schwierigen Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigungen umzugehen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen.

resilient bei Stress

J.F.: Das Tolle: Resilienz können wir lernen. Dabei geht es darum, positives und lösungsorientiertes Denken zu üben, die Opferrolle zu verlassen und stattdessen Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.

Die Resilienz mithilfe von Praktiken zur Stressbewältigung zu fördern:

Auch gesunde soziale Kontakte und Freundschaften machen resilient.

Eine wunderbare Gegenwaffe gegen Stress ist Achtsamkeit. (J.F.)

J.F.: Bei der Achtsamkeit geht es darum, mehr im Hier und Jetzt zu sein und sich auf eine einzelne Tätigkeit zu konzentrieren. Den Moment intensiver wahrzunehmen und zu schätzen, negative Gedanken und Gefühle zwar registrieren, aber nicht überbewerten. Das entschleunigt und schenkt positive Energie.

Studien haben gezeigt, dass Achtsamkeit und Meditation die Gehirnbereiche stärken, die für rationales Denken und Selbstkontrolle zuständig sind.

Und gleichzeitig bremsen sie die Areale, die Angst, Stress und Impulsivität vermitteln. So können Meditation und Achtsamkeit wirklich resilienter machen und die Gesundheit fördern. Was fühle, rieche, höre ich? Wofür bin ich heute dankbar? Meistens strömen sofortige Entspannung und viele positive Gedanken durch mich hindurch.

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Dankbarkeit - eBook

Welche Rolle spielt Dankbarkeit in deinem Leben? Trainiere deine dankbare Haltung und finde zu mehr Lebenszufriedenheit. In unserem eBook “Dankbarkeit” erhältst du viele Infos und Tipps für mehr Dankbarkeit im Alltag.

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J.F.: Damit habe ich während der Arbeit an meinem Buch begonnen, ziemlich schnell wurde das zum blinden Automatismus: Ich bin jeden Tag dankbar für die großen und kleinen Dinge in meinem Leben, weiß die schönen Momente zu schätzen und bin dadurch insgesamt sehr häufig sehr zufrieden. Welch ein Glück!

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Das Smartphone als Stressfaktor?

Julia, ein Punkt, der unseren Alltag sicher sehr viel kurzatmiger und hektischer gemacht hat, ist das Handy, wie auch eine Studie zur Smartphone-Nutzung zeigt. In deinem Buch beschreibst du die Effekte von FOMO, fear of missing out, also der Angst, was zu verpassen. Der Drang, ständig aufs Handy zu schauen, ist bei vielen stark ausgeprägt.

Wie kann ich beurteilen, ob ich schon Gefahr laufe, in eine Handysucht abzurutschen?

J.F.: Im Prinzip äußert sich Handysucht, auch wenn es bisher keine offizielle Diagnose ist, mit ganz ähnlichen Kriterien wie andere, nicht-stoffliche Abhängigkeiten:

  • In Gedanken beschäftige ich mich ständig mit dem Smartphone
  • ich schaue immer wieder und auch ohne Anlass aufs Display.
  • Ich verbringe immer mehr Zeit am Handy.
  • Wenn ich keinen Zugriff auf das Mobiltelefon habe (weil es keinen Empfang gibt oder weil ich versuche, mich selbst einzuschränken), werde ich unruhig oder reizbar.
  • Ich habe schon versucht, den Konsum einzuschränken, bin aber gescheitert.
  • Die Smartphone-Nutzung wird zur dominanten Aktivität; andere Aktivitäten leider darunter.
  • Ich belüge mich und andere über das tatsächliche Ausmaß meines Konsums.
  • Mein Smartphone erfüllt die Funktion, negative Gefühle zu unterdrücken und Problemen auszuweichen.

Wenn mehrere dieser Kriterien erfüllt sind, spricht das für einen kritischen Handygebrauch.

Wenn mein Handygebrauch kritisch ist, was kann ich dagegen tun?

J.F.: Studien haben gezeigt, dass ein reduzierter Smartphone-Gebrauch zufriedener macht. Ich finde, schon das Wissen hilft, das Gerät hin und wieder wegzulegen oder einfach zu Hause zu lassen.

 Konkrete Tipps:

  • Es kann helfen, sich bestimmte Zeitfenster am Tag zu setzen – zum Beispiel vormittags und abends jeweils 15 Minuten – um Nachrichten- und Social-Media-Kanäle zu checken.
  • Sinnvoll ist es auch, manche Funktionen vom Smartphone zu entkoppeln, die sonst zu weiterem Gebrauch verlocken. Sprich: Eine Armbanduhr nutzen, statt für die Uhrzeit aufs Handy zu schauen, einen Wecker zulegen und Bücher nicht auf dem Smartphone lesen.
  • Wichtig! Die Regel etablieren, dass anwesende Menschen immer mehr Aufmerksamkeit verdienen als das Handy. Im Gespräch, am Tisch, bei Verabredungen: Smartphone weg!
  • Außerdem sollte man sich auf die Dinge konzentrieren, die man gerade tut und nicht ständig nebenbei am Handy spielen. Wenn man sich ihm widmet, dann bewusst und mit voller Aufmerksamkeit.

Und bei allen Vorsätzen ist es wichtig, nachzuspüren, wie sich das Befinden ändert. Ist es nicht schön, sich mehr auf den Moment, die Welt um einen herum und andere Menschen zu konzentrieren als auf das Handy? Vermisse ich die Fotos von Müslischalen und retuschierten Gesichtern, die hitzigen Debatten und die Selbstdarstellung wirklich? Macht die Abstinenz nicht zufriedener und entspannter?

Je aufmerksamer man die positiven Effekte eines geringeren Handy-Konsums wahrnimmt, desto leichter wird es, den reduzierten Gebrauch beizubehalten.

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Wir alle streben nach Glück. Was verstehst du unter der „Gleichung zum Glücklich sein“?

J.F.: Die Gleichung lautet 50+10+40=100. Sie ist das Ergebnis jahrzehntelanger Glückforschung. Die hat gezeigt, dass die Fähigkeit Glück zu empfinden, etwa zu 50 Prozent in unseren Genen liegt. Sie entscheiden zu einem gewissen Teil über die Struktur und Funktion unseres Gehirns sowie unsere Hormone.

Sie geben so eine grobe Tendenz vor: Eher Miesepeter oder eher Freutier?

Zu zehn Prozent beeinflussen die äußeren Umstände unser Glück. Dazu zählen zum Beispiel Wetter, Geld, Gesundheit, Ehe und Religion. Das fand ich überraschend, denn darunter sind lauter Dinge, denen wir intuitiv im ersten Moment eine größere Bedeutung beimessen würden, oder? Das ist durch den Effekt der Gewöhnung zu erklären. Der Fachbegriff lautet hedonische Adaptation.

Miesepeter oder Glückspilz

J.F.: Das bedeutet, dass Menschen offenbar auch nach gefühlt lebenseinschneidenden Veränderungen (positiv wie negativ) früher oder später zu einer Art “Basisglück” zurückkehren. Vorausgesetzt, die Grundbedürfnisse sind erfüllt.

Es mag absurd klingen, aber jemand, der im Lotto gewinnt, ist nach einem Jahr gar nicht glücklicher als Nicht-Gewinner.

Und jemand, der in einem Unfall eine Querschnittslähmung erlitten hat, ist nach einiger Zeit ebenfalls nicht mehr so unglücklich wie man vielleicht erwarten würde.

Ein Umzug nach Kalifornien bedeutet mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, dass einem für den Rest des Lebens die Sonne aus dem Hintern scheint. (J.F.)

J.F.: Ich fand das überraschend, aber auch beruhigend: Denn es sind Dinge, die zu ändern nur schwer bis gar nicht in unserer Macht liegt. Wie schön, dass ihr Einfluss marginal ist! Und aus dieser Gleichung ergibt sich schließlich:

Mindestens 40 Prozent unseres Glücks haben wir selber in der Hand!

Und unser Gehirn kann uns über unterschiedlichste Mechanismen Glücksgefühle schenken. Kurze kribbelige Euphorie genauso wie langlebige, wohlige Zufriedenheit.

zufrieden mit dir selbst

Du schreibst, dass das Gehirn das Erleben von Glücksgefühlen in Wanting und Liking, Wollen und Mögen einteilt. Was versteht man darunter genau?

J.F.: Dabei geht es um das Erleben kurzer Glücksmomente, wie sie uns unser Belohnungssystem vermittelt. Dieses Netzwerk aus Gehirnstrukturen ist für unser Erleben von Glück essenziell. Es treibt uns zu allem an, was für unser Überleben und unsere Weiterentwicklung wichtig ist. Wie Essen, das Meistern von Herausforderungen oder Sex. Allen diesen Dingen ist gemein, dass wir sie toll finden.

Denn wenn sie unser Belohnungssystem aktivieren, schüttet es den Neurotransmitter Dopamin aus und schickt damit die pure Euphorie durch unsere Adern.

Es macht uns kribbelig und aufgeregt und steigert unsere Motivation. Kurz: Es vermittelt uns Lust. Das ist das Wanting, also Wollen oder Verlangen. Es sorgt dafür, dass wir bereit sind, jeden Widerstand, der zwischen uns und unserem Glück liegen mag, zu überwinden. Sobald wir erreicht haben, was wir wollen – wenn das Stück Schokolade auf unserer Zunge zergeht, wir unseren Schwarm küssen oder eine Herausforderung erfolgreich gemeistert haben, schüttet unser Gehirn Opioide aus.

Hindernisse ueberwinden

J.F.: Das sind körpereigene Verwandte des Morphiums. Sie stillen Schmerzen und machen uns glücklich. Das Glücksgefühl gleicht jetzt nicht mehr kribbeliger Lust, sondern wohliger Zufriedenheit. Das ist das „Liking“, also „Mögen“. Strenggenommen gehört noch eine dritte Komponente zu diesem „Glücksdreiklang“: Das „Learning“ oder Lernen. Unser Gehirn speichert ab, was gut für uns ist und sagt: „Boah, das war toll, das machen wir bald wieder, ja?!“ Mit dieser schlauen Taktik treibt unser Gehirn uns immer wieder zu neuen Taten an.

Inwiefern bringt unsere Überflussgesellschaft unser Belohnungssystem aus dem Takt?

J.F.: Der eben beschriebene Dreiklang des Glücks kann auch zum Teufelskreis werden. Denn was das Dopamin und die Endorphine neben Glücksgefühlen auch in uns auslösen, ist der Wunsch nach meeeeehhhhhrr von allem, was Spaß macht. In der Evolution war das wichtig: Denn über Hunderttausende von Jahren waren alle unsere Ressourcen begrenzt. Da sorgte der Wunsch nach Mehr und die Erinnerung an den Genuss zum Beispiel dafür, dass Jäger und Sammler auch längere Mangelperioden durchstanden, bis sie wieder ein Mammut erlegen konnten.

In unserer heutigen Überflussgesellschaft aber können wir dem Willen nach „Mehr“ jederzeit stattgeben.

Das klingt erst toll, kann aber auch eine Reihe von Problemen mit sich bringen. Wenn unser Belohnungssystem überstimuliert wird, reagiert es irgendwann nicht mehr so intensiv wie zuvor. In der Medizin sprechen wir von der Toleranzentwicklung: Eine wiederholte Aktivierung führt zur Gewöhnung. Um das gleiche Glücksgefühl auszulösen, braucht es intensivere Stimulationen, größere Dosen von Substanzen oder kürzere Abfolgen von glücksbringenden Momenten. Wenn sie ausbleiben, macht das unzufrieden, fast entzügig.

Überflussgesellschaft

Dieses Gefühl der Bedürftigkeit nutzt unsere Konsumgesellschaft schamlos aus. (J.F.)

J.F.: Regelmäßig wird uns suggeriert, wir bräuchten die neusten Klamotten, das schnellste Auto, das größte Haus, das aktivste Partyleben. Durch den ständigen Überfluss verlieren wir schnell aus dem Blick, welche unserer Bedürfnisse echt sind und welche nur „geschaffen werden“.

So rennen wir kurzen Glücksgefühlen hinterher und werden dabei nicht zufriedener, sondern unglücklich. Und krank.

Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen. Indem wir uns wieder auf uns Selbst und unsere echten Bedürfnisse besinnen. Und indem wir dem Belohnungssystem Zeit geben, seine Glücksspeicher wieder zu füllen.

Unzufriedenheit macht krank

Was macht denn jetzt wirklich glücklich? Und was bedeutet “echtes Glück”?

J.F.: Die Frage ist natürlich in Kürze nicht zu beantworten … Aber ich versuche, die wichtigsten Punkte zusammenfassen. Die wichtigste Antwort kommt zum Schluss… 😉
Wahres Glück ist vermutlich die perfekte Mischung aus kurzen, aufregenden Glücksmomenten und einer „Grundzufriedenheit“, der auch die phasenweise Abwesenheit kribbeliger Freuden nichts anhaben kann.

Die Wissenschaft spricht vom hedonischen und dem eudaimonischen Glück. Zu Letzterem gehört auch die Zuversicht, dass das Leben einen höheren Sinn hat, und dass Durststrecken dazugehören.

Die kurzen, hedonischen Momente sind die, die unser Belohnungssystem vermittelt (möglichst in der richtigen Dosis). Die wohlige Grundzufriedenheit, das eudaimonische Glück, einem bestimmten Ort oder Netzwerk im Gehirn zuzuordnen ist viel schwieriger. Aber die Wissenschaft macht da spannende Entdeckungen. Zumindest darüber, welches Verhalten zu eudaimonischem Glück führen kann, ist schon eine Menge bekannt.

Glueck als ruhiger Fluss

J.F.: Dazu gehört zum Beispiel, sich langfristige, realistische Ziele zu setzen. Das darf uns nicht von außen suggeriert werden, sondern muss wirklich aus unserem Inneren kommen. Wissenschaftlich ausgedrückt: Es muss intrinsisch motiviert sein. Solche Ziele geben unserem Leben eine Struktur und einen Sinn. Das macht zufrieden.

In Aktivitäten, die wir aus uns selbst heraus lieben, die intrinsisch sind, können wir total aufgehen. (J.F.)

 J.F.: Zeitgefühl, Hunger, Durst: alles egal. Dieses “Aufgehen” wird Flow genannt und er ist ein wahrer Glücksquell. Denn er ist entspannend und belebend zugleich, motiviert und schenkt anhaltende Freude. Worin jemand “Flow” findet, ist dabei fast egal, Sport, Schreiben, Autoschrauben …

Eine weitere wichtige Zutat für Glück ist Dankbarkeit. Wir sollten jeden Tag Ausschau nach Dingen halten, für die wir dankbar sind. So konzentrieren wir uns von Anfang an auf das Positive, tragen freudige Energie nach außen und können auch andere Menschen damit anstecken. Ping-Pong-Glück!

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J.F.: Weitere Aktivitäten, die Glück nähren und Stress, Angst und Trauer abbauen, sind Sport und Meditation. Beides produziert Glückshormone, und Meditation bremst nachweislich die Gehirnregionen, die für Stress und Angst zuständig sind.

Und das aller-, allerwichtigste sind: Unsere Lieben. Soziale Kontakte sind das wahre Glück – und der Schlüssel zu Gesundheit.

Und damit wird auch klar, was wir in unserem Leben zu tun haben: :

  • Mehr Dinge für andere tun als für uns selbst
  • Mehr in Aktivitäten mit anderen investieren als in Dinge
  • Fehler vergeben
  • Geben statt nehmen
  • Lieben und sich lieben lassen

powerful:me: Herzlichen Dank, Julia, für das Interview!

(Bildnachweis: Julia Fischer © Bella Lieberberg)

Lisa von powerful:me

Lisa
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